AENEMICA

Rocktimes Review

ROCKTIMES REVIEW

Steve Braun

Seit ziemlich genau zwei Jahren sind die fünf Musiker von Aenemica auf einem gemeinsamen Weg und legen nun mit „Empty Inside“ ihre erste Veröffentlichung vor. Dass es ’nur‘ eine EP geworden ist, liegt an ziemlich unglücklichen, krankheitsbedingten Umständen, die das Einspielen des kompletten Materials verhinderten. Doch diese erste halbe Stunde Aenemica lässt bereits gewaltig aufhorchen…

Progressive Rock mit deutlichen Alternative-Bezügen schallt aus den Boxen – mal wieder, ist man zunächst geneigt zu denken… Doch „Empty Inside“ klingt keinesfalls wie der x-te Klon irgendeiner Legende aus früheren Dekaden, sondern verdammt eigenständig. An dieser Stelle jetzt Referenzbands zu listen, wohl wissend, dass diese Vergleiche ohnehin hinken, würde Aenemica keinesfalls gerecht werden. Drummer John Sternberg, der im Gespräch seine erfrischende Musikbesessenheit gleich eimerweise verströmt, führt diese Eigenständigkeit auf die gänzlich unterschiedlichen stilistischen Ecken zurück, aus denen die Bandmitglieder kommen. Von Pop- über Progressive Rock bis hin zu Metalcore und Djent ist eigentlich die gesamte Bandbreite vertreten. In welche Schublade sollte der ordnungsbewusste Musikliebhaber also Aenemica einsortieren? In die mit der Aufschrift ‚Aenemica‘ natürlich…

Auch wenn „Empty Inside“ wohl nur ein Exzerpt des Gesamtkonzeptes darstellt, gibt es bereits einen tiefen Einblick in dieses. Genau aus diesem Grund hat diese EP, aufgrund der Umstände nun eher zu Promotionzwecken gedacht, ihre volle Daseinsberechtigung.
Es ist eine düstere, in Trümmern liegende Welt, in die – einem Todesengel gleich – ein blutverschmiertes Mädchen ein ebenso blutriefendes Geschenk bringt. Eine Analogie zu Aenemicas Musik? Die bietet ein Pendant zum Covermotiv… ängstigend bedrohlich donnernde Gitarren- und aggressiv-synkopisch ballernde Rhythmusattacken über denen konterkarierend ‚himmlische‘ Gesänge und Chöre zu schweben scheinen. Gastmusiker Lucas Langenbach steuert gelegentlich überaus geschmackvolle Piano- und Synthesizerparts bei. Ein fester Keyboarder stünde Aenemica sicherlich gut zu Gesicht.

Musiker und Sänger verstehen nicht nur ihr Handwerk, sondern hauchen den sechs Titeln (plus Ouvertüre) lebendige Seele ein. Angenehm fällt auf, dass die Einzelstücke über eine sehr moderate Länge verfügen – hier wirkt nichts überladen oder gar aufgebläht, sondern erfreulich songorientiert. Als Highlight präsentiert sich das zweiteilige „Beautiful Lie“, von dem man sich vorstellen kann, dass das Gesamtkonzept noch um den einen oder anderen Part hätte ergänzt werden können. Auch der epische Titelsong, das virtuos rumpelnde „Last Goodbye“ und das vertrackt ‚alternativrockende‘ „Same Old Story“ erfreuen sich bereits der Dauerrotation in der Braun’schen Haushaltung.

Aenemica – diesen Bandnamen sollte man unbedingt auf dem Zettel behalten. Wir warten bereits ungeduldig auf des erste komplette Album, das Anfang des kommenden Jahres erscheinen wird.